“Am Strand erklingt ein eigen kalter Ton”, wenn es Herbst wird an der rauhen Nordsee. Es sind zeitlose Eingangszeilen, die mit wenigen Worten die Stimmung der letzten Tage eines Jahres einfangen – oder eines Lebens. Denn dieses Gedicht von Willrath Dreesen ist durchaus auch persönlich zu verstehen: melancholische Gedanken eines alternden Dichters.

NUN MAG ES HERBSTEN

Am Strand erklingt ein eigen kalter Ton,
Um unsre Knie zieht der Nebel schon. –
So wirds der letzte schöne Tag wohl sein,
Daß hüllenlos wir stehn im Abendschein.

Von deinen Schultern glänzt ein sanftes Rot,
Das schöner noch aus deinen Augen loht –
Nachglanz des Sommers, der hinuntersank,
Und schmerzvoll – süß ein stummes „Habe Dank!“

Der Wind wird kalt und bläst die Wellen kraus.
Du schmiegst dich an mich, deutest still nach Haus.
Nun mag es herbsten, bald auch mag es schnein –
Wir gehn in einen langen Sommer ein.

Von Willrath Dreesen,
aus „Der Eisvogel und andere Gedichte“ (posthum 1953).

In ihren Briefen hat Buchautor André Sieland die vier wesentlichen Protagonisten der Königlich Hannoverschen Landesvermessung über viele Jahrzehnte begleitet. Sie waren allesamt gebildete Männer, die bis auf Carl Friedrich Gauß im Militär ihre Berufskarrieren machten und auch diesem mit ihren Vermessungsarbeiten wichtige Erkenntnisse lieferten. War es für ihn am Anfang teilweise noch schwierig, manche ihrer Zeilen zu lesen, ging es am Ende fast wie von selbst. Heute erkennt André Sieland sie alle sofort an ihren Handschriften, aber auch an ihren ganz eigenen Schreibstilen.

Weiterlesen “Portrait: Wer sie waren, wie sie schrieben”

Was man wohl machen würde, wenn man Häuptling von Ostfriesland wäre? Das fragen wir in dieser Rubrik auch Alfred Schmidt. Aber vorher muss er erst noch sieben andere beantworten:

1. Was gefällt Ihnen an Ostfriesland, Herr Schmidt?

Mir gefällt die herrliche Weite des Landes, die Luft und die Menschen – und auch die Möglichkeit, ausgedehnte Spaziergänge am Deich zu erleben.

2. Was nicht?

Straßen, die von Schlaglöchern übersät sind.

Weiterlesen “Nachgefragt: Heute beim “echten” Emder Alfred Schmidt”

Zu einer Grenzziehung besonderer Art ist es 1666 zwischen Oldenburg, als dem damaligen Besitzer des Jeverlandes, und Ostfriesland gekommen: nicht vorhandenes, sondern erst entstehendes Land galt es untereinander aufzuteilen.

Die Harlebucht reichte zu Beginn des Deichbaus, also in der Zeit um 1000 n. Chr., tief ins Landesinnere hinein, etwa bis Funnix und Berdum. Schwere Sturmfluten haben sie im 14. Jahrhundert teilweise noch bis Esens, Burhave und Wittmund vergrößert. Doch seit dem 15./16. Jahrhundert verlandete die Harlebucht allmählich. Es begann eine Epoche langsam voranschreitender Eindeichungen, bis mit dem Elisabethgroden von 1895 der heutige Zustand einer geraden Küstenlinie erreicht war, der nichts mehr von der alten Bucht erahnen lässt.

Weiterlesen “Was ein Grenzhäuschen aus dem Wangerland erzählt”

Was man wohl machen würde, wenn man Häuptling von Ostfriesland wäre? Das fragen wir in dieser Rubrik auch Detlef Stang. Aber vorher muss er erst noch sieben andere beantworten:

1. Was gefällt Ihnen an Ostfriesland, Herr Stang?

Mir gefällt an Ostfriesland die Ruhe, der Frieden und die Beschaulichkeit.

2. Was nicht?

Dazu fällt mir jetzt spontan nichts ein.

Weiterlesen “Nachgefragt: Heute beim Umweltexperten Detlef Stang”

Man hat das wunderbare Gefühl, als schaue man ihm gerade über die Schulter, wie er in Ostfriesland seine Postamente errichtet oder in dunkle Rauchschwaden blickt: So lebendig ist der Brief geschrieben, mit dem Georg Wilhelm Müller ausführlich Carl Friedrich Gauß in Göttingen über den Fortgang der Vorbereitungen für die geplante Landesvermessung auf den Ostfriesischen Inseln und der Küste informiert. Auf Norderney sollten die ersten Peilungen gemacht werden, wie dem im Original erhaltenen Rapport vom 15. Juni 1841 zu entnehmen ist. Von der Insel schreibt Müller auch seinem Chef – Sr Hochwohlgeboren |dem Herrn Hofrath Gauss |Ritter mehrerer Orden |etc etc etc |in |Göttingen – und berichtet etwa von den Gefahren, die einem Geodäten in hohen Kirchtürmen direkt unter Glocken drohen: Weiterlesen “Als wäre es Gestern: Bezaubernder Briefwechsel”

Was gefällt Ihnen an Ostfriesland, Herr Janßen?

Was nicht?

Die Verspargelung der Landschaft durch Windräder, die meiner Meinung nach jetzt ein erträgliches Maß übersteigt, manche verkehrspolitische Planung sowie die zunehmende individuelle Beförderung von und zu den Ostfriesischen Inseln. Weiterlesen “Kurz nachgefragt bei Skipper Eckhard Janßen”

Die Möwen sehen alle aus
als ob sie Emma hiessen.
Sie tragen einen weissen Flaus
und sind mit Schrot zu schiessen.

Ich schiesse keine Möwe tot,
ich lass sie lieber leben –
und füttre sie mit Roggenbrot
und rötlichen Zibeben.

O Mensch, du wirst nie nebenbei
der Möwe Flug erreichen.
Wofern du Emma heissest, sei
zufrieden, ihr zu gleichen.

(Das “Möwenlied” aus den scharfsinnigen “Galgenliedern” des Dichters Christian Morgenstern, 1871 – 1914)

Was gefällt Ihnen an Ostfriesland, Frau Peters?

Mir gefällt die Mentalität der Menschen hier, die gute Luft, der weite Blick ins Land und auch die plattdeutsche Sprache.

Was nicht?

Die Infrastruktur ist schwach. Wir haben auch zu wenig Bildungs – und Kulturangebote, dafür aber vieeeeel zu vieeeeel Wind.

Was gefällt Ihnen speziell an Ihrem Zuhause in Esens?

Ich bin hier zu Hause. Hier ist ist mein soziales Umfeld, hier sind die mir vertrauten Menschen, hier habe ich das Gefühl der Sicherheit im Alltag, und noch vieles mehr.

Weiterlesen “Nachgefragt bei “Puppa””