In ihren Briefen hat Buchautor André Sieland die vier wesentlichen Protagonisten der Königlich Hannoverschen Landesvermessung über viele Jahrzehnte begleitet. Sie waren allesamt gebildete Männer, die bis auf Carl Friedrich Gauß im Militär ihre Berufskarrieren machten und auch diesem mit ihren Vermessungsarbeiten wichtige Erkenntnisse lieferten. War es für ihn am Anfang teilweise noch schwierig, manche ihrer Zeilen zu lesen, ging es am Ende fast wie von selbst. Heute erkennt André Sieland sie alle sofort an ihren Handschriften, aber auch an ihren ganz eigenen Schreibstilen.
Georg Wilhelm Müller
Er gehörte zu den ersten drei Mathematik-Studenten von Gauß an der Universität in Göttingen. Der spätere Major der königlichen Armee wurde der wichtigste Mitarbeiter der Landesvermessung. Er schließt 1841 die Vermessung Ostfrieslands mit seiner Expedition zur ostfriesischen Küste und auf die Ostfriesischen Inseln ab. In seinen Briefen zeigt er sich als ein sehr kunstsinniger Mensch, vielseitig interessiert, auch an der Musik. Er kennt das Ausland, hat in der Schlacht bei Waterloo gekämpft und ist ein hoch angesehenes Mitglied der Gesellschaft. Noch vor Beendigung der Triangulation stirbt er im Mai 1843 im Alter von 57 Jahren.
Sieland: „Müller hat eine sehr schöne runde Schrift, und obwohl er die Feder zuweilen etwas kräftiger aufsetzte, ist sie gut lesbar. Sein Schreibstil ist sehr ausgefeilt, fast schon schriftstellerisch zu nennen.“
Georg Friedrich Hartmann
Wie Müller, der ihn früh als Assistent für die Gauß’sche Gradmessung empfahl, unterrichtete auch er an der Königlich Hannoverschen Artillerieschule und der Generalstabsakademie. Er macht die ersten Vermessungen im Landesinneren Ostfrieslands. Der spätere Hauptmann und Professor brannte für das Projekt der Landesvermessung, nahm sich jedoch auch mal anderes vor als eigentlich geplant, und verärgerte damit Gauß senior des Öfteren. Er starb bereits 1834, im Alter von nur 38 Jahren an einem Herzleiden
Sieland: „Auch wenn sein Schriftbild mitunter einen etwas unrunden Eindruck macht, sind die Briefe in Orthographie und Interpunktion recht gut zu lesen. Hartmann hat schwungvoll geschrieben, mit sehr großen Initialen.“
Carl Joseph Gauß
Bereits als 15jähriger unterstützte er 1822 seinen Vater bei den ersten Arbeiten und machte 1844 auch die letzte Messung für die Triangulation des Königreichs Hannover. Gegenüber seinem Vater erlaubte er sich durchaus auch mal kritische Töne, vor allen Dingen, wenn sich der Premier-Lieutenant gegenüber dem mehr als zwanzig Jahre älteren und militärisch ranghöheren Müller benachteiligt glaubte.
Sieland: „Die Schrift von Gauß junior liest sich gut. Allerdings hat er mit den Kommas gespart, was den Lesefluss etwas erschwert. Er hat eine sehr sachliche Ausdrucksweise, ist sehr akkurat, was auch sein Vater besonders an ihm schätzte.“
Carl Friedrich Gauß
Er war während des gesamten Zeitraums der Kopf der Mission. Er schuf grundlegende und neue Prinzipien für das geodätische Verfahren der Triangulation – sowohl in Theorie wie Praxis. Er entwickelte mit dem Vizeheliotrop ein Messinstrument, das die Feldmessung in ihrer Genauigkeit revolutionierte. Er war es auch, der den Abschlussbericht verfasste.
Sieland: „Die Briefe von Gauß senior sind zum Teil unglaublich mühsam und nur unter Anstrengungen zu lesen. Recht häufig schreibt er zu Anfang seiner Briefe noch einigermaßen leserlich, zum Ende hin wird es bisweilen zunehmend schwerer sie zu entziffern. Er arbeitet zudem mit vielen Abkürzungen, Streichungen und Einfügungen.“
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