Joke Pouliart wurde am 12. Mai 1968 in Düsseldorf, im Sternzeichen Stier, geboren. Seine Familie mütterlicherseits stammt aus Belgien, geboren und zur Schule gegangen ist er aber eigentlich im Rheinland. Das Leben und die Liebe verschlugen ihn an die Nordsee – erst nach Leer, dann für fast zwanzig Jahre auf die Insel Langeoog, und nun sind auch schon wieder vier Jahre herum, seitdem er in Carolinensiel einen neuen Lebensabschnitt startete. Und eines ist sicher: Wo immer Joke Pouliart seine Zelte aufgeschlägt, bringt er sich ein und hinterlässt Spuren. War er eigentlich schon immer so umtriebig?

Eine Kindheit mit Belgien

Das würde vielleicht seine Großmutter wissen. Denn als kleines Kind verbrachte er viel Zeit bei ihr in Belgien. Zuhause war sie im flämischen Teil des Landes, genau in der Mitte zwischen Brüssel, Gent und Antwerpen. Nur wenige 35 Kilometer wohnte sie von diesen städtebaulichen Perlen entfernt, durch deren Gassen er schon als kleiner Junge streifte. Sein Familienstammbaum lässt sich in Belgien bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen. Darunter sind auffällig viele Vorfahren, die meisterlich mit Holz umgehen konnten, die die Kirchen und Kathedralen der Umgebung mit Betstühlen und Kirchenbänken ausstatteten. Genetisch waren das auf jeden Fall schon Mal beste Voraussetzungen für Jokes Zukunft, wie sich später zeigen sollte.

Auch sein schon früh aufkeimendes Interesse für die Kunst, die Kunstgeschichte und die Kultur führt Joke heute auf die belgischen Einflüsse seiner Kindheit zurück. Daneben gehörte auch Erdkunde zu seinen Lieblingsfächern in der Schule.

Beruf und Berufung

Beruflich folgte er unbewusst seinen belgischen Ahnen: Er besuchte die Albrecht-Dürer-Berufsfachschule in Düsseldorf und machte eine Ausbildung zum Tischler. Eigentlich sollte es danach mit einem Architekturstudium weitergehen, doch es folgten interessante Aufgaben für Innenausstattung und Messebau und so blieb er dem Tischlerhandwerk treu. Die gesamte Freizeit widmete er aber immer dem Segeln. Schon mit fünf Jahren stand er zum ersten Mal mit seinem Vater am Ruder eines Segelbootes. Sein erstes eigenes Schiff war die „Robbe“, das er ihm mit 16 Jahren vom mühsam abgestotterten Lehrlingsgeld abkaufte. Er besitzt den sechs Meter langen Jollenkreuzer bis heute. Fortan ging es in jeder freien Minute aufs Wasser.3 Beitragsbild Segelboot_pixabay

Es war dann die Liebe und die Leidenschaft fürs Segeln, die ihn in den Norden brachten – zunächst in die Nähe von Leer, nach Ostrhauderfehn. 1999 führte ihn ein Zufall dann erstmals nach Langeoog: Er sprang spontan für einen Freund bei einer Regatta auf der Insel ein, gewann den Pokal, kam ein Jahr später zum Verteidigen des Titels wieder (was nicht gelang) – und blieb.

Midlife auf Langeoog: Inselträume

Auf der Insel fürs Leben kamen seine vielen Fähigkeiten voll zur Geltung: das Tischlern, die Kunst, das Segeln. Auf allen Feldern war er aktiv: Er widmete sich der Salzkunst aus Strandgut und gründete sein eigenes Label “Salzholz”. Er war viele Jahre der Stegwart des Segelhafens, kaufte ein Plattbodenschiff und bot Ausflugsfahrten an – und er begann die Beziehung zu einer weiteren großen Liebe zu intensivieren: die zum Wattenmeer. Er lässt sich in dieser Zeit zum zertifizierten Watt- und Naturführer des Nationalparks ausbilden und wird ein leidenschaftlicher Streiter für nachhaltigen Tourismus im Wattenmeer.

Auf Langeoog wird er auch politisch aktiv: 2010 gründet er den Ortsverband der Grünen. Gleich bei der ersten Wahl gewinnen die Insel-Grünen drei von zehn Sitzen im Rat und werden zweitstärkste Kraft. Joke Pouliart wird Ratsherr. Politisch und menschlich enttäuscht tritt er 2016 vom Amt zurück – um gleich wieder neuen Ufern entgegenzueilen.

Zukunft und Familie: Küstenschwalbe

Die Zukunft liegt auf der anderen Seite des Wattenmeers, gegenüber an der Küste: In Carolinensiel-Harlesiel hat er ein neues Zuhause und neue Mitstreiter gefunden. 2016 eröffnet er das Wattwanderzentrum Ostfriesland, ein Ladenlokal und Treffpunkt rund um das Wattwandern direkt am Hafen von Harlesiel. Unter gleichem Namen begründet er auch die erste und bis heute einzige Internet-Plattform für Watt- und naturkundliche Führungen an der ostfriesischen Küste, die es ermöglicht, online Touren zu buchen und zu reservieren.

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Solch entspannte Minuten hat er nur selten in der Saison: Joke auf dem Baumhaus im Gulfhof Friedrichsgroden – selbstgezimmert als Familienprojekt mit seinen Kindern.

Mit dem Gulfhof Friedrichsgroden in Carolinensiel hat sich Joke im Herbst 2017 auch ein privates Refugium geschaffen – und eine weitere Plattform für vielfältige Natur- und Kulturangebote. In dem kleinen Paradies direkt hinterm Deich lebt er mit seiner Familie und entwickelt unablässig neue Ideen für sich und seine Projekte, immer auch zum Nutzen der Region, die ihm seit mehr als zwanzig Jahren Heimat ist und für die er sich mit allen Kräften nachhaltig einsetzt: Ostfriesland.


Wäre ich Häuptling von Ostfriesland, würde ich als erstes …

… sagen “Heute hat jeder frei!” Unter einer Bedingung:

Geht gemeinsam hinauf auf den Deich, spürt den Wind, schmeckt das Salz, riecht die weiten Watten, schaut um Euch herum – atmet tief ein – hört hinein – was für eine einzigartige Natur Eure Heimat und Erbe ist …

Joke Pouliart, Dezember 2019

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