Buchtipp: Strickmuster für Seefahrer, Heimatgefühl pur

Wahrscheinlich hatten auch die ostfriesischen Walfänger einen dieser warmen Strickpullover an, wenn sie Richtung Grönland zogen zur gefährlichen Jagd auf das tranige Fleisch. Die Geschichte der Seefahrer, des Fischfangs und von der Entdeckung der Welt erzählt ein Buch so ganz nebenbei, das eigentlich eine kostbare Sammlung traditioneller Stricktechniken ist: „Strickmuster der Seefahrer“ heißt dieses wunderschön gemachte Buch, das nicht nur eine Abfolge von Strickanleitungen präsentiert, sondern in das kulturelle Erbe des Strickens einführt. Denn insbesondere Strickmuster für die Pullover der Seefahrer sind über Generationen tradiert, haben ihre ganz eigene Geschichte.

Auch geografisch gab es bestimmte Vorlieben, ob „Kleine Wellen bei ruhigem Meer“, „Doppeltes Tau“ oder „Leuchtturm“, was da mit rechter und linker Masche kunstvoll entstand, war auch immer gleichzeitig ein Merkmal einer bestimmten Region. In Cornwall strickte man anders als in Schottland oder im Osten Irlands. Auch die spanischen Küsten hatten ihre ganz eigene Tradition. „Von der Nordsee bis zum Atlantischen Ozean“ geht die Reise von Autorin und Textildesignerin Luce Smits – immer auf der Spur eines Schatzes, der im Verschwinden begriffen ist: Nur noch Wenige beherrschen die Kunst, wissen um die alten Strickmuster und ihre Bedeutung.

mairtin_beag1Das Buch ist eine Reise in eine vergangene Zeit. Man spürt förmlich die Feuchte, die dampfende Wolle auf See, die Melancholie. Denn ein selbst gestrickter Pullover war immer mehr als nur Wärmespender und Schutz, sondern erinnerte die Seefahrer stets an ihre so weit entfernte Heimat.

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Luce Smits: Strickmuster der Seefahrer. Von der Nordsee bis zum Atlantischen Ozean, Éditions de La Martinière, 2017. Bestellbar über www.editionsdelamatiniere.fr oder über LANG Yarns, ISBN: 978-2-7324-7847-0, 35 Euro.

Tannenbaumreihe

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