World of Kites: Ein Drache, drei Disziplinen

Kites wohin man blickt: Drachen ziehen Surfer auf ihren Brettern in die Lüfte, sie treiben Buggys auf weißem Sandstrand zu atemberaubend schnellen Fahrten und sie bringen Skateboardfahrer zu akrobatischen Höchstleistungen. Kitesurfen dürfte vielen mittlerweile bekannt sein, fast jede Surfschule an der Nordseeküste und auf den Inseln hat diese Spielart des Wassersports im Programm. Seltener sind hingegen die Land- und Strandvarianten des Drachenantriebs, etwa das Kitebuggy, das momentan in Ostfriesland ausschließlich auf der Insel Borkum von der dortigen Land- und Strandsegelschule angeboten wird und eine attraktive Variante zum Strandsegeln darstellt. Besonders akrobatisch ist die dritte Drachen-Disziplin: das sogenannte Kitelandboarden. Von einem Drachen gezogen und vom Wind nach oben katapultiert vollzieht ein Sportler auf einem speziellen Skateboard, dem Allterrainboard, in voller Fahrt meterhohe Sprünge und Kunststücke.

Wen könnte man dazu besser befragen als einen Europameister in dieser Disziplin:

Maximilian Lux - StreifenMaximilian “Max” Lux, gewann 2015 den europäischen Wettbewerb im Freestyle beim Kitelandboarden. Ostfriesland Reloaded im Gespräch mit einem, der weiß, was es mit dieser jüngsten der trendigen Kitesportarten auf sich hat.

Ostfriesland Reloaded: Herr Lux, jetzt sind Sie 19. Als sie Ihren Titel gewannen waren sie noch jünger, 17 Jahre alt. Gibt es Rennen, die Sie nach Ihrem doch recht frühen internationalen Erfolg überhaupt noch reizen?

Lux: Also, erst einmal heißt es Max. Bei uns wird geduzt! Jeder.

Ostfriesland Reloaded: Alles klar, Max! Welche Rennen machst Du zurzeit?

Max: Gerade war erst der erste Lauf zur Deutschen Meisterschaft im Kitelandboarden Freestyle in Schillig an der friesischen Nordseeküste. Da bin ich Zweiter geworden. Es gibt insgesamt drei Wettkämpfe, der zweite im dänischen Römö, der südlichsten dänischen Wattenmeerinsel. Die letzten “Heats” finden Anfang August beim dritten Rennen in St. Peter Ording statt. Dann steht der Sieger, der Deutsche Meister 2017 im Kitelandboarding Freestyle, fest.

Ostfriesland Reloaded: Was heißt “Heat” in dem Zusammenhang?

Max: Das bedeutet in der Sprache von uns Kitelandboardern soviel wie “Lauf”. Viele Begriffe in unserer Extrem-Sportart sind aus dem amerikanischen Sprachraum, beispielsweise Diversity oder Fluidity.

Ostfriesland Reloaded: Was bedeutet das wieder genau?

Max: Wir werden nach Tricks bewertet. Da kommt es beispielsweise darauf an, wie vielfältig (Diversity) unser Vortrag ist, wieviel verschiedene Sprünge wir zeigen. Es spielt aber auch eine Rolle, wie flüssig der gesamte Lauf ist (Fluidity), ob es nach einem Sprung nahtlos mit der Fahrt auf dem Board weitergeht. In die Wertung fließt natürlich auch die Anzahl und der Schwierigkeitsgrad der Sprünge mit ein.

Max Lux in Action
So sieht ein Europameister im Kitelandboarden aus.

Ostfriesland Reloaded: Wie wird Eure Disziplin im Wettkampf bewertet? Wie wird endschieden, wer am Ende gewinnt?

Max: Zunächst muss man wissen, dass bei jedem Heat immer zwei Kitelandboarder gegeneinander antreten. Pro Sportler gibt einen Judge (Ostfriesland Reloaded: Kampfrichter), der sich ausschließlich den Vortrag dieses einen Kitelandboarders anschaut und bewertet und keinen Blick für den anderen hat. Dazu kommt dann noch ein dritter Judge, der sich einen Gesamteindruck vom Rennen verschafft und im Zweifelsfall einschreiten kann, falls sein Eindruck nicht mit den reinen Zählergebnissen der Einzelbeobachtung übereinstimmt.

Ostfriesland Reloaded: Dann ist jeder Heat also ein K.o.-Rennen. Wer verloren hat ist raus?

Max: Nicht ganz. Wenn man die erste Runde verliert, dann hat man immer noch eine Chance. Man kommt dann in die Loser-Runde, kann sich von der aber wieder empor arbeiten und immer noch den gesamten Wettkampf gewinnen.

Ostfriesland Reloaded: Wie lang ist eigentlich ein einzelner Lauf bei einem offiziellen Kitelandboarding-Wettkampf?

Max: Ein Heat dauert so ungefähr 5 Minuten.

Ostfriesland Reloaded: Das ist aber lang!

Max: Nicht wirklich. Man empfindet das auf seinem Board nicht als lang. Die Zeit vergeht während des Wettkampfs tatsächlich wie im Flug.

Ostfriesland Reloaded: Was macht für Dich den Reiz des Kitelandboardings aus?

Max: Er verlangt vor allen Dingen extreme Körperbeherrschung. Man muss zwei Dinge in Balance bringen, das Board und dazu noch den Kite. Beides zusammen ist schon extrem komplex. Für Kitelandboarding braucht man auch nicht ganz so viel Wind wie für Kitebuggy oder Kitesurfen. Ich liebe ohnehin alles, was es im Kitesport gibt, ob zu Lande oder auf dem Wasser. Ich bin ein absoluter Kite-Freak!

Ostfriesland Reloaded: Wie groß ist denn die Szene und Konkurrenz beim Kitelandboarding im Wettkampfbereich?

Max: Das ist eine überschaubare kleine Community. Man kennt sich.

Ostfriesland Reloaded: Danke Dir für das Gespräch, Max. Und weiterhin viel Erfolg !


Kitelandboarding kann man lernen. Auf Borkum bei der World of Wind-Schule, aber auch an der Nordseeküste bei den windloop Kite- und Windsurfschulen mit Standorten in Neuharlingersiel und Schillig.

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