Bernstein ist kein Stein, sondern ein fossiles Naturharz. Das Harz stammt von Nadelbäumen, meist von der heute ausgestorbenen Bernsteinkiefer, deren intensiver Duft vor allen Dingen Insekten anzog – und zu deren Todesfalle wurde. Das Baumharz war damals viel flüssiger als wir es heute gewohnt sind und rann sehr schnell die Stämme hinab. Es umhüllte die kleinen Tiere überraschend, die in ihrem goldenen Sarg sofort erstarrten. Solche fossilen Tiereinschlüsse im Bernstein nennt man Inklusen. Rare Funde: Auf 10.000 Bernsteine kommt nur etwa eines dieser außergewöhnlichen Fundstücke. Meistens handelt es sich dabei um Fliegen, Mücken oder Bienen. Eingeschlossene Wirbeltiere wie Skorpione, Eidechsen oder Geckos finden sich nur sehr selten.
Das flüssige Harz härtete an der Luft aus, löste sich von der Rinde und fiel zu Boden. Bis der Harzklumpen dann irgendwann von den Flüssen ins Meer gespült wurde, um dort im Salzwasser zu schwimmen und Jahrtausende später als „Träne des Meeres“ an Land gespült zu werden. Jedes Stück Bernstein ist einzigartig und ein Zeugnis uralter Zeiten.
Bernstein kann bis zu 100 Millionen Jahre alt sein und ist einer der faszinierendsten Rohstoffe der Welt. Kein Wunder, dass von Alters her dem Bernstein besondere Kräfte nachgesagt wurden. Vielleicht lag dieses ja auch an seiner Eigenschaft, sich durch Reibung elektrisch aufzuladen. So konnte er leichte Gegenstände wie Staub oder Federn quasi magisch anziehen. Dieses Phänomen benannte man später „vis electrica“, die Kraft des Bernsteins. Daraus entstand dann später der Begriff „Elektrizität“.
Bereits in der Steinzeit hat man Amulette aus Bernstein benutzt. Diese sollten Schutz vor bösen Krankheiten und Geistern bieten und Unheil abwehren. Heilkräfte, an die man bis heute noch glaubt, die aber wissenschaftlich bisher nicht belegt sind. Doch der (Aber-)Glaube sitzt tief: Da sollen Bernsteinketten Dämonen abwehren, Hunde vor Zeckenbissen schonen oder Babys das Zahnen erleichtern. Wer sich etwas ganz Besonderes gönnen will, der leistet sich eine Bernstein-Massage. Die zwei Bernsteine, die dabei in synchronen Bewegungen über den ganzen Körper geführt werden, sollen dabei eine starke tiefenentspannende Wirkung entfalten, glauben esoterische Gemüter. Zur Esoterik gibt es dann meistens auch ätherisches Bernsteinöl. Das hat aber mit dem echten Bernsteinöl, das neben Bernsteinsäure bei der Trocknung von Bernstein entsteht und als Holzschutzmittel eingesetzt wird, nichts zu tun. Bei esoterischem Bernsteinöl reicht es schon, einen Bernstein für eine gewisse Zeit in Öl einzulegen, um ordinären Pflanzenöl die nötige Weihung zu geben…