Eine wahre Schatzkammer mit Funden und Ausstellungsobjekten aus der ganzen Welt findet sich in Esens im Bernsteinmuseum. Man fühlt sich fast wie im verschollenen Bernsteinzimmer. Alles aus Bernstein, wohin man auch blickt: Ob Kugelschreiber, Uhren, Untersetzer, Dosen, Kästchen, Auto-Schalthebel, Bierkrüge, Schnapsgläser, Schatullen jeder Art und Größe, Tierfiguren, Schalen, Löffel, Tischaufsätze, Broschen oder Brieföffner. Auch für Raucher bleibt kein Wunsch unerfüllt: Pfeifen, Zigarrenmundstücke, komplette Rauchsets oder Tabakdosen gibt es aus dem magischen Stoff.
Zusammengetragen hat das alles in jahrelanger Sammelleidenschaft der bekannte Juwelier und Bernsteinexperte Siegfried von Esmarch. In seinem Geschäftsgebäude in der Innenstadt stellt er die kostbaren Unikate der Sammlung im zweiten Stock hinter historischen Fassaden aus. Mittlerweile gibt es Bernstein auch in Museen in Nordfriesland und an der Ostsee zu bewundern wie beispielsweise das Deutsche Bernsteinmusum in Ribnitz-Damgarten mit einem Schwerpunkt auf baltischem Bernstein. Doch eines der ältesten und einmaligsten ist dieses kleine Privatmuseum in Ostfriesland.
Zu den ganz besonderen Schätzen von Museumspionier von Esmarch gehört der größte Bernsteinring der Welt, ein schmales goldbraunes Oval mit einem Durchmesser von 6-7 Zentimetern in der Länge. Bis 2003 beherbergte das Museum in Esens auch den teuersten Porsche der Welt, wie ein Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde belegt. Dabei handelt es sich um ein vierzig Zentimer langes Automodell aus 4,5 Kilogramm dominikanischem Bernstein und 1 Kilogramm Sterling Silber. Gesamtwert: 150.000 Euro. Das besondere Einzelstück wurde 1988 in Kampen auf Sylt gefertigt und ist heute im Besitz eines deutschen Fabrikanten.
Wer sich nicht gerade ein Auto ganz aus Bernstein leisten will, dem seien die vielen Möglichkeiten empfohlen, sich mit Bernstein zu schmücken. Dazu geben die drei Juweliergeschäfte, die die Familie Esmarch in Ostfriesland betreibt, reichlich Inspiration. Ob in Esens, Carolinensiel oder auf Langeoog unter dem Label Bernstein Huus erhält man auf jeden Fall geprüfte Qualität und immer ein “Unikat der Natur”.
Das Geschäft mit Bernstein boomt
Nicht nur, dass sich der einzigartige Rohstoff vom etwas angestaubtem Image eines “Alte-Tanten-Schmucks” befreit hat, auch die Preise für Bernstein haben in den letzten Jahre exorbitant angezogen. Das liegt vor allen Dingen auch am steigenden Bedarf aus Asien und den arabischen Staaten. Insbesondere in China ist Schmuck aus Bernstein zur Zeit sehr gefragt: je cremiger, gelber die Steine, um so besser. Denn Gelb gilt als ein Zeichen für Wohlstand. In den arabischen Staaten sind dagegen eher dunkle Ockertöne angesagt. Eine Gebetskette aus Bernstein zu besitzen, ist hier ein Ausdruck von Luxus. In Europa ist der Geschmack wiederum ein anderer. Bei uns liebt man vor allen Dingen klare, fast durchsichtige Bernsteine.
Die große Nachfrage drückt den Preis nach oben. Manche sprechen bereits davon, dass Bernstein bereits teurer als Gold gehandelt wird. Das mag im seltenen Einzelfall für ausgesprochen große und geschliffene Exemplare stimmen, die Spitzenpreise bis zu 400 Euro pro Gramm erzielen können. Doch nur 15 Prozent der gefundenen Bernsteine kommen überhaupt für den asiatischen Markt in Betracht, so schätzen Experten. Kleine Bernsteine, die nicht den Wünschen der Kundschaft aus dem Nahen Osten und Asiens entsprechen, bringen auch heute auf dem Markt deutlich kleinere Beträge. Ab 50 Cent pro Gramm sind diese bereits im Einkauf zu haben. Und das betrifft immerhin 85 Prozent aller Funde.
Marcel Querl, Helmut Schön und Frank-Michael Klokowski gehörten zu den Protagonisten einer Reportage, die der NDR in seiner Reihe nordstory über die neuen Glücksritter in Sachen Bernstein Ende 2015 ausgestrahlt hat: Die Bernstein-Connection. Das Geschäft mit dem Gold des Meeres. Ende Mai 2016 war Frank-Michael Klokowski wieder unterwegs in Wilhelmshaven, Esens und Jever, um die gesammelten und vergilbten Schmuckstücke aus Omas Schublade und der Schachtel vom Dachboden kostenlos zu schätzen. Auch Marcel Querl war mit seinem Bernsteinmobil im Herbst auf der Piste – in Norddeutschland aber auch in süddeutschen Städten. 2017 zieht es ihn durch die ganze Bundesrepublik – immer auf der Suche nach dem Stoff, auf den man im Fernen und Nahen Osten momentan so süchtig ist.
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