Ihre Seele ist das Meer: Eine “Brücke der Erinnerung”

Im ostfriesischen Harlesiel gibt es seit dem Frühjahr einen ganz besonderen Ort. Mitten im Naturschutzgebiet am Hafen erhebt sich eine filigrane, brückenartige Konstruktion über die flachen Salzwiesen des Wattenmeeres. Sie lenkt den Blick zum Horizont und zum weiten ostfriesischen Himmel – zu den Seelen von Verstorbenen, die ihre letzte Ruhestätte auf offener See gefunden haben. Das einem Schiffsheck nachempfundene Ende mit weißer Reling und Schiffsglocke weist dabei genau zwischen die Ostfriesischen Inseln Spiekeroog und Wangerooge. Denn an dieser Stelle befindet sich das für Seebestattungen zugelassene Gebiet zu dem die Seebestattungs-Reederei Albrecht mit Sitz an der Friedrichsschleuse in Carolinensiel beinahe täglich ausläuft.

Das Familienunternehmen füllt mit seiner Brücke der Erinnerung eine Lücke, die viele Angehörige von Seebestatteten empfinden. Sie haben oft keinen Ort, an dem sie ihrer lieben Seelen gedenken könnten. Auch Gedenkfahrten mit dem Schiff in das Bestattungsgebiet, die die Reederei mehrfach im Jahr anbietet, schließen dieses Grundbedürfnis nicht. Denn scheinbar braucht der Mensch einen Ort, an dem er seine Trauer fest machen und den er auch zu jeder Zeit aufsuchen kann.

Den haben sie in Harlesiel nun gefunden. Der lange Steg der Albrechts gibt Angehörigen von Seebestatteten Platz für ihre Trauer. Nicht allein, dass am Heck eine Laterne als Ewiges Licht brennt und zu jeder Tages- und Nachtzeit den Weg zu Urne und Asche der Toten am Horizont weist, es werden auch viele andere Hilfestellungen zur Bewältigung des Verlustes angeboten. So können etwa kleine Gedenktäfelchen aus Metall erworben werden, mit Name, Geburts- und Todesdatum der oder des Verstorbenen und den geografischen Koordinaten des Seegrabs. Diese werden dann an hoch aufragende Stelen angebracht, von denen sich insgesamt sechs auf der Brücke befinden. Die vielen schimmernden Schilder zeugen schon jetzt davon, dass dieses Angebot von den Zurückgebliebenen gut angenommen wird.

Die Gedenkstätte ist nicht nur für die Toten gedacht, die vor der ostfriesischen Küste beigesetzt wurden. Sie ist grundsätzlich konzipiert für alle Trauernden von Seebestatteten, egal in welchem Ozean der Welt diese ihr Grab fanden, und bietet ganz generell “einen Ort der Ruhe und Begegnung in unmittelbarer Nähe zum Meer”, so die Albrechts in ihrem Prospekt. Daher können die persönlichen Gedenktäfelchen für jeden Toten, vorausgesetzt er oder sie ist Teil des großen Wassers der Erde geworden, bestellt werden. Für die hochwertig polierten und seewasserbeständigen Schilder aus Edelstahl macht das alles zusammen – mit Gravur, Anbringung und Pflege für zunächst 10 Jahre – 375 Euro inklusive Mehrwertsteuer.

Die stilvolle Architektur am Rande des Wattenmeers besticht durch intelligente Lösungen im Detail, beispielsweise für frische Schnittblumen, die Trauernde gerne als Symbol des Gedenkens hinterlassen. In Harlesiel finden diese ihren Platz in zwei lang gestreckten, bogenförmigen Blumenkästen aus Metall. Sie sind mit Wasser gefüllt und haben oben Einstecklöcher für die Stiele. Die vielen einzelnen Blumen und Sträuße ergeben in der Summe ein prachtvolles florales Gesamtbild, viel schöner als dies einzelne Vasen vermöchten.

Die Brücke der Erinnerung von Harlesiel ist eine Innovation in der Gedenk- und Bestattungskultur und in dieser Art wohl einmalig in Deutschland. Der Zutritt ist frei und öffentlich, allerdings sollte an diesem Ort der Stille Rücksicht auf die Trauernden genommen werden. Diese fühlen sich hier ihren Toten besonders nah, den Eindruck hat jedenfalls Ostfriesland Reloaded gewonnen.

Das Bestattungschiff der Reederei Albrecht hat seinen Heimathafen ebenfalls in Harlesiel. Doch die Horizont macht Bestattungsfahrten auch von allen Insel- und Festlandhäfen der friesischen und ostfriesischen Küste aus. Wer sich generell über Seebestattungen als Alternative zum klassischen Erdbegräbnis informieren will, der findet in Harlesiel auf jeden Fall langjährige Experten: http://www.seebestattung-albrecht.de.

 

 

 

 

 

 

 

Ein Gedanke zu „Ihre Seele ist das Meer: Eine “Brücke der Erinnerung”

  1. Ich habe schon zwei liebe Menschen mit dieser Reederei bestattet und bin hochzufrieden. Auch habe ich immer gerne die stilvollen Gedenkfahrten mitgemacht. Dieses Jahr habe ich mehrfach angerufen und es wurde mir immer gesagt, dass Sie dieses Jahr wegen Corona nicht stattfinden können. Das leuchtet mir und vielen anderen nicht ein. Inzwischen ist alles so freigeschaltet, dass man überall Essen gehen kann und die Fußballstadien mit 60.000 Menschen gefüllt werden. Warum sollte ein offenes Schiff da nicht rausfahren können? Kommt dabei zu wenig Geld herein? Dann erhöhen Sie doch bitte den Preis pro Person. Wir brauchen diese Gedenkfahrten für unsere Seele.
    Freundliche Grüße
    Gisel Richter

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