Sie waren mit bloßem Auge nicht zu erkennen, doch mit 60facher Vergrößerung ließen sich diese spektakulären Gäste gut beobachten. Mächtige Seeadler machten letzte Woche Fresspause im niedersächsischen Wattenmeer. Ein Vergnügen für jedermann, denn das Einmalige der Veranstaltung am Pilsener Leuchtturm waren die in großer Zahl aufgestellten Spektive. Das ist das Fachwort für die Fernsichtinstrumente mit denen Vogelkundler ihre Objekte ins Visier nehmen. Auf englisch heißen sie Spotting Scopes. Sie stehen auf stabilen und windsicheren Stativen und ermöglichen durch ihre starke Vergrößerung den Blick auf solch seltene Naturereignisse. Im Gegensatz zu einem klassischen Fernrohr alter Tage liefern sie aufrechte und seitenrichtige Bilder. Die Firma Carl Zeiss Sports Optics, einer der Sponsoren der Zugvogeltage 2016, hatte eine ganze Batterie leistungsstarker Spektive zur Verfügung gestellt. Dazu kamen noch die Geräte der Ornithologen vor Ort, so daß alle Besucher mit eigenen Augen und professionell ausgerüstet die gefiederten Gäste auf ihrem Zug in die Winterquartiere sehen konnten.
Bei der Identifizierung der rastenden oder vorbeifliegenden Vögel halfen dann die Experten von der Nationalparkverwaltung und der Ornithologischen Vereinigung Ostfriesland. Schließlich galt es die Tagesliste der identifizierten Arten für den Zugvogeltage-Aviathlon zu füllen. Über 200 unterschiedliche Zugvogelarten waren es in den vergangenen Jahren, die in der Krummhörn gesichtet wurden.
Es fällt nicht ganz einfach über den Otto-Leuchtturm in Pilsum zu schreiben und nicht seine berühmten rot-gelben Streifen außen zu zeigen. Aber während der Zugvogeltage spielten die äußeren Werte des Touristenmagneten auf dem Deich keine allzu große Rolle. Denn für sechs Tage stand das rege Treiben der bunten Vogelwelt draußen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Im obersten Stockwerk, wo sonst Brautpaare den Bund fürs Leben eingehen, hatten die Organisatoren die Informations- und Schaltzentrale für die kostenfreie Veranstaltung eingerichtet. Auch hier gab es Spektive, die einen Blick vom Leuchtturm oben auf die rastenden Vögel im Watt und den Salzwiesen unten erlaubten.
Ostfriesland Reloaded hat viel gelernt über das Handwerkszeug der Ornithologen. Ohne Spektive lässt sich dieses Hobby oder der Beruf nur halb so schön ausüben, bleibt der Seeadler ungesehen im Watt. Die Preise für Spektive gehen für sehr einfache Modelle bei 100 Euro los, Liebhaber exquisiter Produkte können aber auch gerne bis zu 2.000 Euro und mehr auf den Tisch legen. Apropos Hochpreis: Die Firma Svarowski, den meisten eher bekannt durch sündhaft teuren Kristallschmuck, ist auch im Geschäft der optischen Präzisionsgeräte ein klingender Name.
Insgesamt werden die Geräte immer leistungsstärker und immer leichter. Und in ihrem Aufbau immer modularer wie der Fachmann von Svarowski auf der Fachmesse der Zugvogeltage in Horumersiel zu berichten wußte. Je nach Bedarf können unterschiedliche Objektive, Kameras und Stative der Kerneinheit der Präzisionsoptik angefügt oder wieder abgenommen werden. Man(n) oder Frau kann sich heute also je nach Anlass für unterschiedlich schwere oder leichte Systeme entscheiden. Das Beobachten der Vogelwelt wird so zunehmend auch “tragbarer” für Frauen, denn zusammen mit dem Stativ kann bei der Ausrüstung für das Beobachten von Vögeln schon einiges an Gewicht zusammen kommen. Mit der Hand schleppen muss man heute Spektiv und Stativ auch nicht mehr. Es gibt mittlerweile extra für Ornithologen zugeschnittene Rucksäcke, mit denen man mit voller Optik-Ausrüstung bequem durchs Gelände wandern oder radeln kann.
Auch bei der Technik des Fotografierens wird gerade vieles noch komfortabler als bisher. Man muß nicht mehr mit gewaltigen Kameras arbeiten, sondern kann dieses sogar mit dem Smartphone tun, das über spezielle Aufsätze an das Spektiv montiert wird. Eine ganz neue Methode mit der exzellente Bilder von den oft weit entfernten Objekten der Ornithologenleidenschaft erstellt werden.
Und was den Nachwuchs angeht: der ist auch schon ganz begeistert!
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