Eine der größten Vogelsammlungen Niedersachsens befindet sich an einem Ort, wo man sie nie vermuten würde: am Rande des Hochmoores Ewiges Meer, in der kleinen Ortschaft Berumerfehn. Genauer: in einem ehemaligen Schulgebäude, das 1964 vom damaligen Rektor der örtlichen Grundschule, Martin Behnke, als naturkundliches Museum eröffnet wurde. Selbst im Namen taucht das Wort Vogel nicht auf, doch das Wald- und Moormuseum Berumerfehn birgt einen wahren Schatz an präpariertem Federvieh.
52 Jahre besteht das kleine Museum nun schon. Es war das Lebenswerk seines Gründers, der ausgezeichnete Kontakte zu einem Tierpräparator hatte. Die Innenausstattung ist seitdem nahezu unverändert geblieben. An den Wänden befinden sich meterlange, mannshohe Einbau-Schaukästen aus Holz und Glas, die den Blick frei geben auf unzählige Tierpräparate. Vom Marder bis zum Dachs wird hier alles in seinem Lebensraum dargestellt. Vor allen Dingen sind es aber die vielen Vogelarten für die das Museum bekannt ist.
Dabei kann der heutige Museumsleiter Horst Schlechter gar nicht alles zeigen, was er im Bestand hat. Mehre hundert gefiederte Tiere umfasst die komplette Sammlung: vom riesigen Auerhahn bis zum kleinen Rotschenkel, von der Kornweihe bis zu einer beeindruckenden Sammlung an Bussarden und Eulen. Ob Zug-, Greif- oder Singvögel, hier gibt es fast alles zu sehen. Allerdings immer in der ausgestopften Variante.
Das Wald- und Moormuseum bemüht sich besonders, die Tiere in ihrem ursprünglichen Habitat zu zeigen. Die Schaukästen sind oft mit realistischen Hintergründen ausgestattet. Auch der Boden und die gesamte Innenausstattung der riesigen Schaukästen versuchen einen Gesamteindruck vom Lebensumfeld einer Art zu geben. Dadurch entstehen sehr naturalistische Ausstellungsfenster, die einen manchmal vergessen lassen, dass es sich hier um Präparate handelt.
So einmalig wie die Vogelsammlung sind aber das Museum und ihr Leiter selbst. Irgendwie aus der Zeit gefallen, selbst fast schon museal, dabei einfach nur genial. Nicht, das Horst Schlechter keinen Computer hätte, aber am liebsten schreibt er seine Informationsflyer zu Natur, Kosmos und Heimatgeschichte auf der Schreibmaschine. Die Texte entwirft er alle selbst – mehr als 160 Themen hat er schon erarbeitet, gestützt auf sein umfangreiches privates Archiv unterm Dach. Die gefalteten DINA4-Blätter legt er unentgeltlich für Besucher aus. Damit man auch sieht, dass das alles von Hand – nämlich von seiner – gemacht ist, malt er regelrecht die Buchstaben jedes Titels auf das Deckblatt. Handmade by Schlechter – unverkennbar. Dem außergewöhnlichen Museum und seinem Leiter hat das Ostfriesland Magazin im Juni unter dem Titel “Klassenzimmer Natur” gleich mehrere Seiten gewidmet, aus dem auch der Bildausschnitt unten links stammt.
Gerade dieses Flair des ständigen Kreativseins, des Selbermachens, des Wissens und nicht des Googelns um die Dinge, macht das kleine Museum am Moor so sympathisch. Hier wird nicht einfach Technik konsumiert, hier gibt es keinen Audioguide und auch keine Touchscreens. Dafür aber häufig ein lehrreiches Gespräch direkt mit dem Chef: ein pensionierter Lehrer, der seit 2010 mit viel Liebe und Leidenschaft alles alleine managt.
Das Wald- und Moormuseum Berumerfehn kann das ganze Jahr immer samstags und sonntags sowie mittwochs von 10 bis 18 Uhr besucht werden. Im Sommer, vom 15. Juni bis zum 15. September, öffnet das Museum sogar täglich. Der Eintritt ist frei. Um eine Spende wird gebeten. Die Adresse lautet: Kirchweg 1a in 26532 Großheide, ganz in der Nähe des Kompaniehauses an der Mittelwieke in Berumerfehn.
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